Zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen stellen ihren Kunden Rechnungen mit Zahlungsziel aus. Der Käufer erhält die bestellte Ware oder die gebuchte Dienstleistung sofort, muss aber erst später bezahlen. Häufig liegen die Zahlungsziele bei 30–90 Tagen. In dieser Zeit verzichtet der Verkäufer bei diesem Prinzip auf einen Teil seiner Liquidität. Forderungen bleiben in den Büchern bestehen und bergen das Risiko eines Zahlungsausfalls. Um die fehlende Liquidität zu ersetzen, nutzt der Verkäufer den Kontokorrentkredit seines Geschäftskontos oder nimmt ein Darlehen auf. Dazu sind langwierige Verhandlungen mit der Bank erforderlich. Das Kreditinstitut verlangt in der Regel eine Vielzahl an Unterlagen und der Kreditnehmer muss Sicherheiten stellen. Das ist bei dem Verkauf offener Forderungen an einen Factoringanbieter nicht erforderlich.
Vor Abschluss des Factoringvertrages prüft der Factor sowohl die Bonität des Verkäufers als auch der Kunden. Die Kreditwürdigkeit der Debitoren wird ausserdem regelmässig erneut überprüft. Weitere Voraussetzungen für den Ankauf offener Forderungen sind ein bestimmter Jahresumsatz des Kreditors sowie ein Mindestbetrag der vorfinanzierten Rechnungen. Ausserdem dürfen die Zahlungsziele nicht zu weit in der Zukunft liegen. Die meisten Factoringunternehmen akzeptieren Zahlungsziele zwischen 30 und 90 Tagen, in Ausnahmefällen bis zu 120 Tagen. Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, reicht der Kreditor die Ausgangsrechnungen online ein. Der Factor prüft jede einzelne Rechnung und überweist innerhalb von 24–48 Stunden circa 80 % des Rechnungsbetrages. Die Restsumme folgt bei Erreichen des Zahlungsziels der eingereichten Rechnungen. Abhängig von der gewählten Factoringart übernimmt der Factor neben der Finanzierung weitere Dienstleistungen.
Die Factoringanbieter haben unterschiedliche Varianten für den Ankauf offener Forderungen im Angebot. Verkäufer verschiedener Branchen erhalten dadurch schnelle Liquidität. Forderungen werden vermindert und der Factor übernimmt auf Wunsch weitere Dienstleistungen. Damit jeder Kreditor die passende Umsatzfinanzierung findet, unterscheiden die Anbieter diese Factoringarten:
Factoring bietet den Kreditoren mehrere positive Aspekte. Der Verkauf offener Rechnungen steigert umgehend die Liquidität. Forderungen werden an den Factor übertragen, der in vielen Fällen auch das Ausfallrisiko trägt. Der Verkäufer muss keinen Zahlungsausfall mehr befürchten. Er kann die Liquiditätssteigerung nutzen, um laufende Kosten wie Miete, Gehälter und Versicherungsbeiträge zu zahlen, ohne das Geschäftskonto zu überziehen. Das Unternehmen kann eigene Rechnungen bei seinen Lieferanten fristgemäss und unter Ausnutzung von Skonto bezahlen. Auch geplante Investitionen können durch die liquiden Mittel finanziert werden.
Der Factor stellt die Zinsen und Kosten wie Factoringgebühr, Delkrederegebühr für die Übernahme des Ausfallrisikos und Bonitätsprüfungsgebühr für die regelmässige Überprüfung der Zahlungsfähigkeit der Debitoren monatlich oder vierteljährlich in Rechnung. Dadurch können die Kosten zuverlässig kalkuliert und in die Finanzplanung aufgenommen werden. Die offenen Forderungen erscheinen nicht mehr in der Bilanz des Verkäufers. Die Bilanzverkürzung steigert ausserdem die Eigenkapitalquote. Das sorgt für ein besseres Rating bei Banken, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern und stärkt die Verhandlungsposition des Unternehmens.
Durchsuchen Sie local.ch nach einemFinanzberaterin Ihrer Nähe
Wenn Ihre Firma über regelmässige Umsätze in entsprechender Höhe verfügt, können Sie sich für den Verkauf offener Forderungen an einen Factor entscheiden. Weitere Voraussetzungen für Factoring sind bonitätsstarke Debitoren, keine Zugehörigkeit zu einer Ausschlussbranche sowie Zahlungsziele, die die im Factoringvertrag vereinbarte maximale Laufzeit nicht übersteigen. Beim Full Service Factoring übernimmt der Factor neben der Finanzierung zusätzlich das gesamte Debitorenmanagement.
Für den Forderungsverkauf fallen verschiedene Kosten an. Der Factor berechnet Zinsen für die Vorfinanzierung einer Ausgangsrechnung mit Zahlungsziel. Ausserdem fällt die Factoringgebühr an, deren Höhe von dem finanzierten Jahresumsatz abhängt. Die regelmässige Bonitätsprüfung der Debitoren stellen die Factoringunternehmen ebenfalls in Rechnung. Wenn der Factor das Ausfallrisiko übernimmt, fällt zusätzlich eine Delkrederegebühr an.
Factoring ist kein Kredit, den Sie bei einer Bank aufnehmen. Der Factoringanbieter kann zwar ein Kreditinstitut sein, es handelt sich aber nicht um ein klassisches Darlehen. Stattdessen nutzen Sie die Umsätze Ihres Unternehmens für eine einfache und schnelle Finanzierung. Der Forderungsverkauf belastet nicht die Kreditlinie, sondern sorgt für eine Verkürzung der Bilanz.
Vor allem für kleine und mittlere Betriebe oder für Start-ups ist es oft nicht einfach, einen Kredit bei einer Bank zu erhalten. Wegen der verschärften Eigenkapitalvorschriften für Kreditinstitute stellen die Banken hohe Anforderungen an die Kreditnehmer oder verlangen Unterlagen, die junge Unternehmen nicht beibringen können. Hier springt Factoring als schnelle Finanzierung mit geringerem bürokratischen Aufwand ein.
Durchsuchen Sie local.ch nach Finanzberater in Ihrer Nähe
Top Städte für Finanzberater